Gelebte Tradition seit 1530
Die Ursprünge des Traunsteiner Schwertertanzes gehen auf das Jahr 1530 zurück. In der Stadtkammerrechnung dieses Jahres heißt es.
„Item denen jungen Gesellen, so sie den Schwertanz gehabt,
geben 1 fl (= 1 Gulden)“.
Weitere Angaben, etwa über die Ausgestaltung, die Ikonographie und den Anlass, warum jene „Gesellen“ den Schwerttanz aufgeführt haben, sind in dieser Erwähnung nicht enthalten.
Das älteste, erhaltene Schriftstück mit Verweis auf den Traunsteiner Schwerttanz aus dem Jahre 1531.
Der historisch interessierte Apotheker Dr. phil. Georg Schierghofer hatte diese Erwähnung eines Schwertertanzes im Jahr 1922 entdeckt, als er die Bestände des Traunsteiner Stadtarchives neu ordnete und erinnerte sich an diesen Eintrag, als sich die Stadt Traunstein in den frühen zwanziger Jahren auf ihr 800-jähriges Stadtjubiläum im Jahr 1926 vorbereitete.
Proben des modernen Traunsteiner Schwerttanzes 1926 auf dem Karl-Theodor-Platz vor der Salinen-Kirche.
Die konkrete Realisierung einer Wiederbelebung des Schwertertanzes ist in das Jahr 1925 zu datieren. Als Ausführende war an die Turner des Turnvereins Traunstein gedacht, da diese bereits 1914 den Schäfflertanz in Traunstein einstudiert und aufgeführt hatten. Oberturnwart Franz Absmeier übernahm die Choreographie des Tanzes, Irma Peetz dichtete das Schwertlied, Prof. Wolfgang Quincke entwarf die Kostüme, die er Landsknechttrachten des 16. Jahrhunderts anglich. Für den inhaltlichen Part, nämlich die symbolische Austreibung des Winters durch den Frühling zeichnete Georg Schierghofer verantwortlich und der St. Georgsverein Traunstein kümmerte sich um die Finanzierung der Requisiten.
Seit Wiedergründung wird der Schwerttanz von den Turnern des TV Traunsteins aufgeführt. Gruppenfoto 1931.
Die erste Aufführung des Schwertertanzes war am Ostersonntag 1926, als man das 400-jährige Jubiläum des Liendlbrunnens, der am Traunsteiner Stadtplatz steht, mit einem Festspiel feierte.
Weitere Darbietungen folgten am Tag darauf im Rahmen des nach Ettendorf bei Traunstein führenden Wallfahrtsrittes, den Georgiritt. Und im September desselben Jahres beging man das 800-jährige Stadtjubiläum Traunsteins mit einem großen Programm mit Festumzug und mehreren Aufführungen des Schwertertanzes.
Der Winter in der Klemme - das Mühlenrad der Schwerttänzer dreht sich um die Wurschtl. Foto Ostern 1994
Bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges wurde der Tanz in unregelmäßigen Abständen immer wieder einmal als Ergänzung des Georgirittes aufgeführt, seit 1948 ist er jedes Jahr Auftakt und Schlusspunkt des am Traunsteiner Stadtplatz beginnenden und endenden Georgirittes.
Der Traunsteiner Schwertertanz stellt die Austreibung des Winters durch den Frühling dar, wobei der rote Vortänzer den Frühlung symbolisiert und die beiden Wurstln die Wintergeister sind. Ihnen wird am Ende des Tanzes symbolisch die Kehle durchgeschnitten und der Frühling zum Zeichen seines Sieges auf einer aus Schwertern zusammengesteckten Plattform emporgehoben. Jetzt steht dem Einzug des Frühlings in den Chiemgau nichts mehr im Wege.